Junge Rotmilane fliegen wieder

Die unter den Nestern aufgefundenen Rotmilane aus dem Südosten Schleswig-Holsteins fliegen wieder. Anbei unsere Pressemitteilung dazu:

Auswilderung von zwei jungen Rotmilanen

In der Ornithologische Arbeitsgemeinschaft für Schleswig-Holstein und Hamburg (OAGSH) hat sich eine Gruppe ehrenamtlich tätiger Personen zusammengefunden, die sich für den Schutz des Rotmilans einsetzt. Ein wesentliches Aufgabengebiet sind die Erfassung des Brutbestandes sowie die Feststellung des Bruterfolges. Im Rahmen der Bruterfolgskontrolle kommt es regelmäßig vor, dass aus dem Nest gefallene Jungvögel gefunden werden. Wenn diese Vögel nicht in der Lage sind, alleine wieder in den Kronenbereich des Waldes zu fliegen, müssen sie verhungern, weil Rotmilane am Boden sitzende Jungvögel nicht weiter füttern. Ende Juni hatten zwei dieser Vögel das Glück, dass sie bei Brutplatzkontrollen gefunden wurden.

Sülfeld (Kreis Segeberg):
Am 22. Juni fand H. Joachim einen fast flüggen Rotmilan unter dem Nest, dass sich in ca. 22 Meter Höhe in einer Fichte befindet. Außerdem lagen unter dem Nest einige Federn eines weiteren Jungvogels. Wir gehen davon, dass nachts ein Prädator (Marder, Waschbär, Uhu) am Nest war, einen Jungvogel erbeutet hatte und dabei der gefundene aus dem Nest gefallen war. Der Vogel wurde zur tiermedizinischen Untersuchung und weiteren Pflege in die Vogelpflegestation nach Eekholt gebracht.

Mölln
Am 2. Juli wurde ein Jungvogel am Südrand von Mölln an einem Waldweg gefunden und das dortige Tierheim informiert. Der Vogel befand sich in einem erbärmlichen Zustand, denn er litt extrem stark unter Nystagmus (unkontrolliertes Zittern der Augen), er konnte deshalb die Augen nicht offen halten. Wir vermuten, dass der Vogel bei dem Sturm der Nacht zuvor aus dem Nest geweht worden und irgendwo hart aufgeschlagen war und dass es dadurch zu einer Beeinträchtigung von Nerven und dem Nystagmus gekommen war. Der Vogel hätte in freier Natur keine Überlebenschance gehabt. Im Tierheim lag der Vogel apathisch und ohne jede Körperspannung auf einer Decke. Dr. Hans Wirth (Artbearbeiter für den Rotmilan in der OAGSH) hatte sich bereit erklärt, den Vogel nach Eekholt zu bringen, was aber an dem Sonntag nicht mehr möglich war.

Also musste sich Wirth selbst um den Vogel kümmern. Dies bedeutete Zwangsfüttern und Versorgung mit Flüssigkeit. Am Montagmorgen dann die große Ungewissheit, was ihn erwartete, wenn morgens das Licht eingeschaltet wird. Es gab die große Erleichterung: Der Vogel stand in seinem Karton und er hatte kein Augenzittern mehr! Der Rotmilan wurde noch einmal kurz gefüttert und umgehend nach Eekholt gebracht. Bei der tiermedizinischen Untersuchung konnte keine Beeinträchtigungen mehr festgestellt werden.

Beide Vögel wurden anfangs in einer kleineren und einige Tage später in einer Freiflugvoliere gehalten. Am 11. Juli kam die Nachricht aus Eekholt, dass beide Milane gut fliegen und wieder in die Freiheit entlassen werden könnten. Dieses wurde bereits am 12. Juli durchgeführt. Die Freilassung des Rotmilans in Sülfeld verlief unerwartet. Der Vogel war so ungestüm, dass er sich bereits den Weg in die Freiheit erzwungen hatte, bevor irgendeine Kamera in Position gebracht war. Bei einer Nachkontrolle um die Mittagszeit wurde er von H. Joachim in Nestnähe fliegend festgestellt.

Weibchen begrüßt den wiedergekommenen Sprössling. Foto: H. Joachim

Die Freilassung in Mölln wurde auf dem Gelände des Tierheims durchgeführt, weil es dort eine kleine Anhöhe gibt, die dem Vogel einen problemlosen Abflug ermöglichen sollte.

Freilassung durch die Leiterin des Tierheims, Patricia Picker. Foto: H. Wirth

Die Freilassung verlief geradezu bilderbuchmäßig. Der Rotmilan flog zuerst nur ein kurzes Stück in eine nahegelegene Birke. Nach kurzer Zeit erschien bereits das Weibchen des Brutpaares und begutachtete den plötzlich wieder anwesenden Sprössling. Der hatte nach kurzer Zeit sein am Waldrand sitzendes Geschwister entdeckt und sich dann nach der nächsten kleinen Flugetappe neben dieses gesetzt. Nach kurzer Zeit flogen beide in den Wald, aus dem man sie anschließend immer wieder kurz rufen hören konnte. Wir gehen davon aus, dass wir damit Zeugen einer erfolgreichen Familienzusammenführung geworden sind. Der Jungvogel hatte übrigens noch eine Kennzeichnung links auf einem Teil seiner Schwanzfedern erhalten, so dass er auch bei halbwegs guten Sichtverhältnissen im Flug wiedererkannt werden könnte. An beiden Standorten wird kontrolliert, ob die Auswilderung erfolgreich verlaufen sein wird.

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Augen auf im Milanwald

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Die Milane sind noch im Revier