Übersicht über das Projektjahr 2021
Untersuchungen zum Rotmilan aufgrund anhaltender Funde von vergifteten Vögeln
In den vergangenen Jahren stieg die Zahl von tot aufgefundenen Greifvögeln mit Verdacht auf eine nicht natürliche Todesursache in Schleswig-Holstein an. Bei einem großen Teil der Opfer handelt es sich um Rotmilane und bei vielen ließ sich eine Vergiftung als Todesursache nachweisen. Die Funde vergifteter und durch nicht mehr nachweisbare Ursache gestorbener Rotmilane verdichteten sich in einem Gebiet östlich von Neumünster. Die Presse berichtete regelmäßig von den Totfunden, es wurden Belohnungen zur Ergreifung der Täter ausgelobt, die Polizei konnte jedoch keine Täter ermitteln.
Auf Initiative des Landesnaturschutzverbandes (LNV) startete das Land Schleswig-Holstein 2021 ein Projekt „Regionales Monitoring Rotmilan“ auf einer gut 300 km² großen Probefläche, die die meisten Orte einbezieht, an denen in den letzten Jahren vergiftete Rotmilane gefunden wurden. Ein Ziel dieser Untersuchung ist es herauszufinden wie und ob die lokale Rotmilanpopulation, die durch die Verfolgung fehlenden Brutvögel ausgleichen kann. Werden die Reviere schnell wiederbesetzt? Bleiben sie länger verwaist? Wie hoch ist die Dichte? Wie der Bruterfolg? Weiterhin soll versucht werden, die Rotmilane durch eine erhöhte Aufmerksamkeit vor Verfolgung zu schützen. Hierzu soll ein ehrenamtliches Patenschafts-System mit Bürgerinnen und Bürgern aus der Region etabliert werden. Diese begleiten und dokumentieren den Fortgang des Brutgeschehens in der Brutzeit. Hierfür werden sie vom Projektteam geschult und unterstützt. Als weiteres Element, die Aufmerksamkeit auf die Rotmilane zu erhöhen, soll ein Nestkamera-System zur Überwachung und Übertragung des Geschehens in den Nestern erprobt werden.
Der Start des Projektes im Frühjahr löste ein gutes Presseecho aus und das nach Ausschreibung vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) beauftragte Projektteam, bestehend aus den OAGSH-Mitgliedern Thomas Grünkorn, Manuela Heiden, Birger Reibisch, Hans Wirth und Stefan Wolff, nahm seine Arbeit auf.
Projektgebiet.
Patenschaftssystem
Mit Erscheinen der Presseartikel zum Projektstart gab es viele Rückmeldungen potenzieller Patinnen und Paten. Schnell war klar, dass nicht ausreichend Rotmilan-Reviere im Projektgebiet zu finden sein werden, um alle Bewerberinnen und Bewerber zu berücksichtigen. Außerdem sollten in diesem ersten Jahr zuerst einmal die Reviere kartiert, der Schlupf der Jungen abgewartet und die potenziellen Patinnen und Paten im störungsarmen Beobachten geschult werden. Nur so konnte gewährleistet werden, dass es durch das Patenschaftssystem nicht zu Beeinträchtigungen der Rotmilan-Bruten kommen würde.
Im Rahmen der Kartierung wurden 19 Reviere des Rotmilans im Projektgebiet nachgewiesen. Nach der ersten Schulung, bei der es um die Lebensweise des Rotmilans, das Verhalten beim Beobachten und die Interpretation sowie die Dokumentation des Gesehenen ging, konnten im nächsten Schritt die Patinnen und Paten für das Projektgebiet auswählt werden. Da auch einige von den verwaisten Revieren, in denen Rotmilane vergiftet wurden, ins Patenschaftssystem aufgenommen wurden, konnten in 22 Revieren Paten-Teams gebildet werden. Die Teams setzen sich aus den ausgewählten Bewerberinnen und -bewerbern sowie in einigen Fällen Vertreterinnen bzw. Vertretern der Waldbesitzer, meist den Jagdausübungsberechtigten, zusammen.
Brutgeschehen
Es gelangen 16 Brutnachweise. Fünf zusätzliche Brutreviere betrafen mituntersuchte Randreviere etwas außerhalb des Untersuchungsgebietes. Auffällig ist hierbei ein deutliches Nord-Süd-Gefälle: In der nördlichen Hälfte des Untersuchungsgebietes wurden 13, in der südlichen Hälfte drei Bruten nachgewiesen – unter Einbeziehung der Randreviere sogar 17 im Norden und vier im Süden.
Zur Wiederbesetzung der Brutplätze, an denen Rotmilane vergiftet wurden oder eine Vergiftung wahrscheinlich war, lässt sich nach einem Untersuchungsjahr noch nichts Abschließendes sagen. An zehn Fundorten waren zwischen 2018 und 2020 tote Altvögel gefunden worden. Für sechs dieser Fundorte konnte ein Brutplatz zugeordnet werden. Zwei dieser sechs betroffenen Nester wurden in 2021 wieder zur Brut genutzt, wobei eines zu den Randrevieren zählt. Inwieweit sich 2021 besetzte Reviere in der weiteren Umgebung der betroffenen Reviere als Wiederbesetzung werten lassen, wird nicht mit Sicherheit entschieden werden können. Vier der zehn Reviere sind aber sicher nicht besetzt gewesen. Rotmilane können an einem Brutplatz über Jahrzehnte festhalten und der Abbruch (bzw. die Unterbrechung) einer Bruttradition geht häufig auf menschliche Störungen zurück. Altvogelverluste werden beim Rotmilan zumeist nicht kurzfristig kompensiert, z. B. durch ehemalige Nichtbrüter oder sogenannte „floater“ (Hunt 1998; Mebs & Schmidt 2014). Daher haben z. B. Vergiftungen in einer lokalen Population einen anhaltenden negativen Einfluss.
Der Bruterfolg lag mit neun von 17 erfolgreichen näher untersuchten Brutpaaren bei 53%. Die Paare mit Bruterfolg fanden sich ausschließlich im nördlichen Teil des Untersuchungsgebietes. Die mittlere Anzahl beringter Jungvögel pro erfolgreicher Brut lag bei 2,33 (Teilbruterfolg; n=9), die beringter Jungvögel bei allen untersuchten Bruten bei 1,24 (Gesamtbruterfolg; n=17). Eine Kontrolle der Anzahl tatsächlich ausgeflogener Vögel gelang nicht für jeden Brutplatz. Trotzdem wurden einige spätere Jungvogelschicksale durch Patinnen und Paten sowie die Nestkameras bekannt. In drei Fällen wurden Todesfälle von Jungvögeln durch Federfunde festgestellt. An einem Standort wurde der Absturz eines nicht flüggen Jungvogels durch eine Nestkamera aufgezeichnet und konnte im Internet in Echtzeit verfolgt werden. An einem weiteren Standort war zwei Wochen nach der Beringung von der Nestpatin aus unbekannten Gründen keine Aktivität mehr am Nest beobachtet worden. Flügge wurden demnach 2,00 Jungvögel pro erfolgreicher Brut (Teilbruterfolg; n=7) bzw. 0,82 Jungvögel bei allen näher untersuchten Bruten (Gesamtbruterfolg; n=17).
Nestkameras
Durch Nestkameras soll das Geschehen an den Nestern dokumentiert, aber auch der Rotmilan als Sympathieträger weiter gefördert werden. Das Brutgeschehen aus einem Nest wurde live über die Projekthomepage übertragen.
Der Einsatz von Nestkameras brachte, neben der Möglichkeit das Brutgeschehen in einem Nest live über das Internet mitzuverfolgen, weitere spannende Ergebnisse und Diskussionen. So konnte eine Stichprobe der eingetragenen Nahrung genommen werden (Abbildung 2), die auf eine schlechte Nahrungsversorgung hindeutet. Dies deckt sich mit den Erkenntnissen von unterschiedlichen Greifvogeluntersuchungen der Saison 2021 (Reibisch 2021), die eine schlechte Verfügbarkeit von Feld- und Waldmäusen nahelegen. Es konnten beispielsweise nur sehr wenige erfolgreiche Bruten des Mäusebussards festgestellt werden – so auch im Projektgebiet. Der Rotmilan ist zwar in seiner Beutenutzung flexibler als der Mäusebussard und befliegt ein deutlich größeres Nahrungsrevier, kann aber trotzdem einen Mangel von einzelnen Nahrungsressourcen nicht immer ausgleichen, da auch andere Beutegreifer diese ersetzen müssen und damit die Konkurrenz um die übrigen potenziellen Beutetiere höher ist.
Feldhase (jung) wird am 8. Juni um 19:30 Uhr ins Nest getragen. Von links nach rechts sind Ohr, Auge und Beine des jungen Hasen zu erkennen.
Die Besuche und Überflüge einer oder mehrerer Eulen an einem Nest lösten spannende Diskussionen zur Artzugehörigkeit der dokumentierten Vögel aus. In einem Mäusebussardprojekt mit zehn Nestkameras im Bereich Schleswig (Grünkorn & Welcker 2021) wurde nach jeder Landung eines Uhus im Bussardnest mindestens ein Jungvogel getötet. In einem Zeitraum von sechs Jahren wurde insgesamt die Prädation von elf Jungvögeln in sechs Nestern des Mäusebussards dokumentiert. Es wurden auch hier Überflüge registriert, die nicht zu einem Jungvogelverlust geführt haben (Abbildung 3).
Folgenloser Anflug eines Uhus an ein Mäusebussardnest (Neststandort Rumbrandt 2016 aus Grünkorn & Welcker 2021).
Von der ins Internet übertragenden Videokamera wurden mehrere Ereignisse gefilmt, an denen zweifelsfrei ein Uhu am Nest sitzt bzw. eine bisher nicht identifizierte Eulenart das Nest bei offensichtlichen Prädationsversuchen mehrfach überfliegt. Prof. Dr. Lipka ist nach der Sichtung der Videoaufnahmen der Auffassung, dass es sich bei dem mehrfach überfliegenden Vogel am 6. Juni 2021 um einen Waldkauz gehandelt hat und benennt den Stirnstrich als Bestimmungsmerkmal des Waldkauzes, welcher dem Uhu fehlt (Abbildung 4).
In den Aufnahmen und im Rahmen der Mäusebussarduntersuchung (Grünkorn & Welcker 2021) konnte jede auf dem Nest gelandete Eule als Uhu erkannt werden. Auch bei dem Vogel am Mäusebussardnest Rumbrandt 2016 (Abbildung 3) ist ein schwacher Stirnstrich erkennbar, so dass es sich Prof. Dr. Lipka folgend ebenso um einen Waldkauz gehandelt haben müsste (Abbildung 4). Es erscheint uns unwahrscheinlich, dass jeder überfliegende Vogel ein Waldkauz gewesen sein sollte. Das Merkmal Größe ist auf den Aufnahmen bei den fliegenden Vögeln mit geringem Abstand zur Kamera nicht eindeutig. Wir hatten in allen Fällen den Eindruck, dass alle fraglichen Vögel eher zu groß für einen Waldkauz waren. Möglicherweise gilt das Merkmal Stirnstrich eher für Aufnahmen mit Tageslicht. Wir halten es für wahrscheinlicher, dass es sich sowohl im Mäusebussardprojekt als auch auf den Aufnahmen der übertragenden Nestkamera ausschließlich um Uhus gehandelt haben dürfte.
Bildzusammenstellung der Artkennzeichen von Uhu (linke Spalte) und Waldkauz (mittlere Spalte) am Tag und Details des am 6. Juni 2021 am Ovendorfer Redder anfliegenden Vogels (rechte Spalte) (Lipka briefl.).
Auch die Umstände um einen der im folgenden Abschnitt behandelten Totfunde ließen sich live über die ins Internet sendende Kamera verfolgen.
Totfunde
Leider gab es auch 2021 wieder einige Totfunde im Projektgebiet. Insgesamt sind in vier Revieren tote Jungvögel und in einem tote Altvögel gefunden worden.
Der prominenteste Fall ist der Tod eines Jungvogels aus dem Kamera-Nest, aus dem Bilder live ins Internet übertragen wurden. Ein Jungvogel fällt am 26. Juni 2021 geschwächt (bewusstlos?) aus dem Nest (Abbildung 5) und stirbt nach dem Befund aus dem Landeslabor letztendlich an den Folgen des Aufpralls auf den Waldboden: „Aufgrund der entzündlichen Reaktionen in zahlreichen Organen ist von einer systemischen Infektion mit finalem Trauma (Sturz aus dem Nest) als Todesursache des Rotmilans auszugehen.“ Die Todesursache des Jungvogels bleibt trotz der Videoaufnahmen der verfütterten Beute und der pathologisch-histologischen Untersuchungen im Landeslabor in Neumünster und einer toxikologischen Untersuchung an der Universitätsmedizin Göttingen unklar. Ursächlich für den Tod ist sicher der Fall aus dem Nest auf den Waldboden. Der Jungvogel hatte zahlreiche Entzündungen, die das dokumentierte Verhalten bis kurz vor dem Absturz zumindest nicht über die Kameradokumentation wahrnehmbar beeinträchtigt hatten. Eine halbe Stunde vor dem Absturz waren beide Vögel schläfrig und die Ohnmacht/Betäubung mit der Folge des Absturzes hätte nach diesem Eindruck auch den anderen Jungvogel betreffen können. Ob Gift tatsächlich keine Rolle gespielt hat oder dieses lediglich nicht nachgewiesen werden konnte, muss offenbleiben. Der zweite Jungvogel fliegt später erfolgreich aus.
Der Jungvogel fällt am 26. Juni 2021 um 13:34 bewusstlos (?) aus dem Nest und stirbt am Aufprall auf den Waldboden.
In drei weiteren Revieren wurde der Tod mindestens eines Jungvogels durch den Fund von Federn nachgewiesen. In einem dieser Reviere wurde der Jungvogel vermutlich von einem Uhu auf dem Nest gerupft, in zwei weiteren Revieren wurden einige Federn von Jungvögeln unter dem Nest gefunden. In diesen Fällen lassen die Spuren keine abschließende Bewertung der Todesursache zu.
Am 16. April 2021 wurde ein toter Rotmilan im Gehege Bönebüttel gefunden. Den Findern war aufgefallen, dass das Rotmilanpaar am bekannten Brutplatz nicht mehr aktiv war. Bei der anschließenden Kontrolle des Nestbereichs wurde ein toter Altvogel gefunden, der durch die Polizei geborgen und zur Untersuchung ins Landeslabor Neumünster verbracht wurde.
Am 21. April 2021 konnte die Projektgruppe mit einem Finder des toten Rotmilans Kontakt aufnehmen und so den Fundort genau festlegen; dieser liegt 32 Meter südlich des Nestes, in dem die Milane gebrütet haben. Als Mitglieder des Projektteams den Bereich am selben Tag untersucht haben, fanden sie gut 100 Meter nördlich des ersten Fundorts das Großgefieder eines offensichtlich durch einen Beutegreifer (Säugetier) angefressenen Mäusebussards und auf dem Knickwall die typisch angehaftenden Dunen eines wohl ebenfalls von einem Beutegreifer verschleppten Rotmilans. Damit steht fest, dass mindestens zwei Rotmilane und ein Mäusebussard in diesem Waldbereich ums Leben gekommen sind.
Die Befunde des Landeslabors unter Beteiligung der Toxikologie Göttingen brachten keine Ergebnisse zur Todesursache: „Der Vogel war schon im Stadium mittel- bis hochgradiger Fäulnis und Autolyse und wies einen hochgradigen Madenbefall auf, was die Untersuchungsmöglichkeiten erschwerte. Vogelgrippe wurde als erstes ausgeschlossen. Hinweise auf ein infektiöses Geschehen fand sich nicht. Die Materialproben, die daher zur toxikologischen Untersuchung nach Göttingen geschickt wurden, ergaben keinen Hinweis auf toxikologische Substanzen. Insgesamt konnten daher die Laboruntersuchungen die Todesursache nicht aufklären.“
Eine natürliche Todesursache ist nach Einschätzung der Projektgruppe wegen der Fundumstände (drei tote Greifvögel in engem räumlichem Zusammenhang am Boden) nicht sehr wahrscheinlich.
Und die Nestpatinnen und -paten …
Leider konnte das Projektteam die über 200 Interessierten aus dem ganzen Land bei weitem nicht im Projektgebiet unterbringen. Deshalb wurde es allen Bewerberinnen und Bewerbern ermöglicht an den drei Online-Schulungen zur Brutbiologie des Rotmilans, zur Dokumentation von Beobachtungen im Meldeportal ornitho.de und zum Erkennen von Greifvogelverfolgung teilzunehmen, was auch ein großer Teil wahrgenommen hat. Außerdem haben wir alle Interessierten über den Fortgang des Projektes über Rundmails auf dem Laufenden gehalten und dazu aufgerufen, auch außerhalb des Projektgebietes in ihrem Wohnumfeld auf Reviere des Rotmilans und Zeichen von Greifvogelverfolgung zu achten und diese Beobachtungen möglichst über ornitho.de oder direkt an das Projektteam zu melden. Diese Möglichkeit haben ebenfalls zahlreiche Interessierte genutzt. Die Arbeit mit den Patinnen und Paten vor Ort im Untersuchungsgebiet hat dem Projektteam viel Freude bereitet. Diese waren häufig in ‚ihren‘ Revieren unterwegs und haben gerade in der Ästlingsphase regelmäßig die Jungvögel beobachtet. Hierdurch war es möglich, den Ausfliegeerfolg recht genau zu dokumentieren, es wurden einige tote, aber auch zwei geschwächte, aus dem Nest gefallene Jungvögel am Boden gefunden. Diese wurden durch das Projektteam geborgen und zur Kräftigung und weiteren Aufzucht in den Wildpark Eekholt gebracht und dort dankendwerter Weise bis zur Freilassung gepflegt. Ohne die regelmäßige Kontrolle der Reviere durch die Pateninnen und Paten hätten die noch nicht flüggen Jungvögel am Boden nicht überlebt, da die adulten Rotmilane den Nachwuchs nicht am Boden versorgen.
Freilassung der Jungvögel am 11. August 2021 mit großer Medienresonanz. Bildmitte kniend Tierpfleger Axel Rose (Wildtierpark Eekholt).
Beide Jungvögel wurden am 11. August nach 37 bzw. 40 Tagen in der Voliere zusammen nahe des Brutplatzes des einen Vogels durch die Patinnen freigelassen (Abbildung 6). Dieses Ereignis hatte eine große und vielfältige Medienresonanz; neben Berichten in zahlreichen Tageszeitungen wurde darüber auch im Schleswig-Holstein-Magazin und in den Regionalnachrichten von RTL berichtet. Die nunmehr selbstständigen Jungvögel wurden vor der Freilassung für eine Wiedererkennung markiert und konnten in den Tagen nach der Auswilderung noch mehrfach im Gebiet beobachtet werden.
Das Konzept der Patenschaften hat sehr gut funktioniert. Eine große Anzahl von Menschen wurde für die Projektidee begeistert und ist, soweit durch das Projektteam leistbar, auch in die aktive Mitarbeit eingebunden worden. Durch die Form der Online-Schulungen konnten zahlreiche Interessierte auch über das Projektgebiet hinaus sensibilisiert und fortgebildet werden. Viele wichtige Informationen zum Brutgeschehen wären ohne die Patinnen und Paten nicht bekannt geworden. Der Ausfliegeerfolg kann beispielsweise bei regulären Erfassungen meist nicht erhoben werden, gestorbene Jungvögel und vor allem geschwächte aus dem Nest gefallene Jungvögel werden selten rechtzeitig gefunden. Und nicht zuletzt wird auch die gute Präsenz des Projektes in den Medien die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf Greifvogelverfolgung und den Sympathieträger Rotmilan lenken.
Ab dem zweiten Projektjahr, wenn die Patinnen und Paten mehr Erfahrungen gesammelt haben und das Projektteam sie früher in der Saison einbinden kann, wird es sicher noch viele weitere wichtige Erkenntnisse geben.
Vor allem durch die Präsenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projektteams, der vor Ort lebenden Patinnen und Paten und der beteiligten Landeigner kann es gelingen, in dieser Region aktiv und positiv zum Schutz und Erhalt des Rotmilans beizutragen.
Dieser Artikel ist im Rundschreiben der OAGSH erschienen.